Europa, Spanien und Portugal 1640 - 1668

 

Wer nicht die Muße zur Lektüre der vorliegenden Aufzeichnungen aufbringen kann, begnüge sich mit dem folgenden Auszug aus der „Geschichte Portugals“ [1]

 

„Mit Hilfe einer bunt zusammengewürfelten Söldnerarmee unter der Führung des begabten Heerführers Marschall Schomberg konnte Portugal in der Folge gegen die spanischen Truppen zur Offensive übergehen und sich 1665 militärisch durchsetzen.“

 

Man beachte jedoch: Es waren auch portugiesische Truppen und ihre Generale beteiligt, diese sogar in der Mehrzahl. Die Gesamtführung wurde Graf Schonberg von der einheimischen Generalität streitig gemacht, obwohl sie ihm bei seiner Anwerbung versprochen worden war. Auch die „spanischen“ Truppen bedienten sich einer großen Zahl von zum Teil deutschen, italienischen und schweizerischen Söldnern. Die Portugiesen beschränkten sich klugerweise meist auf eine Defensiv-strategie gegen die Invasoren. Militärisch haben sich die Portugiesen mit Schonbergs Hilfe am Ende zwar durchsetzen, daraus aber keinen geostrategischen Vorteil erlangen können. So bleibt als Ertrag "nur" der Friedenschluss von 1668 mit der Anerkennung des wiederhergestellten, selbständigen Königreiches Portugal durch Spanien und den Vatikan.

 

Wer dies im einzelnen nachvollziehen möchte, sollte sich allerdings nun doch in die vorliegenden Texte hineinbegeben, in Szenarien voller soldatischer Pflicht und Mühe, Glanz und Ehre, Liebe und Hass am Königshof, Neid und Rangelei unter den adeligen Militärführern. Auch soll das Militärwesen im 17. Jahrhundert plastisch vorstellbar werden. Dies alles wird fokussiert auf einen deutschstämmigen General, der in Portugal seinen legendären Ruf europaweit festigen konnte, trotz glänzender militärischer Siege jedoch „irgendwie geschlagen“ mit seinen drei Söhnen wieder abziehen musste.

 

Dem Leser sollte sich durch die Lektüre auch die alte Südprovinz Alentejo erschließen, ein touristisch lohnendes Land zwischen Beja, Évora und Portalegre (von Süd nach Nord) und zwischen Alcacer do Sal und Elvas (von West nach Ost). Wer nach der Lektüre einmal Städte besucht, die von diesem fast dreißigjährigen Krieg betroffen worden waren, wird diese hier geschilderten Ereignisse im Kopf haben und vor Ort mehr wissen und erfahren wollen. Nicht zuletzt wird dafür plädiert, das Grenzland auf beiden Seiten zu bereisen und sich auf Land und Leute dort einzulassen. In manchen Dörflein scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.

 

Am Ende der Lektüre wird man feststellen können, dass sich innerhalb von fast 350 Jahren zwar Wissenschaften, Technik, Künste, Arbeits- und Freizeitwelt grundlegend verändert haben, dass die Menschen jedoch zum Großteil in ihrer mentalen Grundstruktur verharrten – vor der Aufklärung, die damals in Europa mit Descartes ihren rationalistischen Anfang nahm. Nach wie vor werden wir beherrscht von den Interessen einer auch international oder gar global verfilzten Oberschicht, haben wir keine Mittel gefunden, Duldsamkeit oder besser noch Empathie für Andersdenkende zu entwickeln, werden der alte Adam und die alte Eva in uns von Neid, Eifersucht und kuriosen Eitelkeiten getrieben. Das Eintauchen in die Mentalität der Barockzeit, die Historiker zur Früh-Moderne zählen, kann durchaus nachdenklich stimmen... In der Einbeziehung des Todes als festem Bestandteil des Lebens waren uns diese Vorfahren allerdings um etliches voraus.


[1] Bernecker u. Pietschmann, 2001, S.61