Kulturtraditionen: Heiden, Christen, Muslime, Juden

Römische Villa von Cucufate, Brücke bei Almodovâr, Bodenmosaik von Abicada/Portimao, Wasserleitung aus Blei von ebendort, Castel Lousa (heute im Stausee untergegangen) und original gepflasterter Straße südlich von Sao Brâs (von links oben im Uhrzeigersinn)

Viriatus - Nationalheld aus grauer Vorzeit

Der Sage nach wurde Viriatus 190 v. Chr. geboren und stammt aus dem westlichen Lusitanien (in der Höhe des Rio Tejo). Er war Schäfer von Kindesbeinen an und mit ungewöhnlicher Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit begabt. 147 v. Chr. übernahm er das lusitanische Kommando im Kampf gegen die Römer. In Eisenpanzer gekleidet und von schnellen Pferden getragen bestritt er acht Jahre lang viele Guerillakämpfe gegen die römischen Besatzer. Nachdem er die nachlassende Unterstützung durch die eigene Bevölkerung spürte, verhandelte er mit den Römern unter Servilius Scipius. Es waren dann seine eigenen Botschafter, von den Römern gekauft, die den Helden in seinem Zelt umbrachten – als er gerade schlief.

 

Römische Kultur

 

Obwohl die Römer vielerorts präsent waren und gerade im Algarve die Romanisierung am intensivsten vorankam, sind nur noch wenige größere, sichtbare Reste ihrer Kultur erhalten geblieben. Im Sotavento sind dies die Fundamente von feudalen Landsitzen (Villen) in Milreu/Estoi und Cerro da Vila/Quarteira. Auch zwischen Faro und Olhão gibt es eine römische Anlage; sie liegt 2 km nach Olhão an der Südseite der EN 125, gegenüber der Einmündung der Straße von Bela Mandil und soll noch näher erforscht werden. Der Torre d’Aire vor Luz de Tavira (Abfahrt von der EN 125 beim Friedhof) gehört ebenfalls zu einer wehrhaften römischen Siedlung im Sotavento; das alte Balsa wird allerdings weiter östlich auf Tavira zu vermutet.

 

Bedeutend sind auch die römischen Anlagen von Cerro da Vila/Vilamoura (Fischpastenfabrik westlich vom Seglerhafen), die Villa Abicada bei Portimão und auf Martinhal/Sagres (mit inzwischen überbauter Amphorenfabrik). Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang das Oceanus-Mosaik in Faros Archäologischem Museum. In einem römischen Saal wurden die Ausgrabungen von Milreu zusammengetragen, neben Kleinkunst auch Statuen/Büsten von Agrippina und Hadrian, die einmal eine Balustrade zierten.

 

 Reste römischer Kastelle befinden bzw. befanden sich weiter im Landesinneren am Südrand von Santa Justa (Cerro de Castelo) oder dort, wo die Strasse von Giões nach São Bartolomeu de Via Gloria den Fluss Vascao überquert (Cerro das Reliquias; Fussweg auf den zweiten Hügel auf der westlichen Seite vor der Brücke). Weiter oben im Alentejo bei Marvão, im Gelände der Quinta de Deão, in São Salvador da Aramanha, wurden die Reste einer Römerstadt entdeckt, dem alten Ammaia (50/60 v. Chr.)

 

Das römische Erbe umfasst jedoch mehr als Dach- und Mauerziegel, Mosaike,  Wasserleitungen und ausgeklügelte, dauerhafte Wege und Brücken. Neben diesen materiellen Hinterlassenschaften blieb die Sprache, die Rechtsauffassung und z.B. der portugiesische Brauch, sich drei Namen zuzulegen. In Portugal hat sich der Brauch gehalten, einem Kind von den beiden Nachnamen der Eltern den zu wählen, der von den jeweiligen Vätern stammt, dabei aber den Namen des Muttervaters an erste Stelle zu setzen; der Sohn von Henrique Coelho Duarte und Carolina Lemos Faria heißt dann z.B. Felipe Faria Duarte!

 

Islamische Kultur

 

In Mértola ist nicht nur die einzige maurische Moschee auf portugiesischem Boden im Grundriss erhalten geblieben, dort ist auch, als Ergebnis langjähriger Ausgrabungen unter der Leitung von Claudio Torres, ein Islamisches Museum entstanden, das zu ei­nem luso-marok­kanischen Zentrum ausgestaltet werden wurde (parallel zu El Jadida, dem alten Mazagão in Marokko, das die Portugiesen erst 1769 räumten und das heute noch eine „cité portuguese“ konserviert). Herausragend dabei ist die Glaskeramik im "corda seca"-Stil. Genetische Forschungen an Knochenfunden in den Gräbern belegen auch die These, dass die altchristliche Bevölkerung ab 715 sich zum is­lamischen Glauben bekehrt hat und dass die islamische Bevölkerung eben nicht nur von auswärts kam (vielleicht nur die herrschende Oberschicht?). So ist auch das Paläochristliche Museum in Mértola einen Besuch wert. Neuerdings werden Funde aus der Zeit der Berber und Araber auch im Museum in Silves gesammelt und ausgestellt.

 

Berber unterscheiden sich von Arabern. Berber sind die Urbevölkerung Nordafrikas und nahmen einmal den ganzen Raum von Ägypten bis zu den kanarischen Inseln ein. Heute leben sie, die sich in ihrer eigenen Sprache imazighen, „freie Männer“ nennen, recht eingeschränkt und z.T. politisch unterdrückt in Algerien (der Kabylei), Tunesien und Marokko. Ethnisch gehören sie zu den Mittelmeervölkern wie die Spanier, Italiener und Griechen, ihre Sprache, das Tamazight, in Dialekte zerfallen, ist semitisch. Einer ihrer Führerfiguren, Matoub Lounes, der für kulturelle Autonomie und Demokratie eintrat, wurde 1998 ermordet.

 

 Ibn 'Ammâr und Al Mutamid von Silves

 

 Dieser größte algarvische Dichter und Politiker arabischer Zunge wurde 1031 bei Silves (oder in São Brás de Alportel?) geboren. Er stammte aus einfachen Verhältnissen, konnte aber Literatur und Recht in Sevilla und Córdoba studieren und war Schüler eines großen arabischen Philologen aus Faro. Mit 17 Jahren schloss er sich dem jungen Prinzen von Sevilla an, als dieser Silves belagerte und einnahm. Als Al-Mu'tamid ben 'Abbâd daraufhin Herrscher des Teilkönigreichs Silves wurde und es zur Kapitale des Algarve machte, begann für den jungen Ibn 'Ammâr eine glanzvolle und kreative Zeit am Hofe, für den er verantwortliche Posten bekleidete. Nicht nur dies, er war auch engster Berater und Freund des neuen Herrschers. Als dessen Vater in Sevilla Gerüchte über zweifelhafte Liebesaffären zu Ohren kamen, wurde er verstoßen und er musste nach Zaragoza fliehen.

 

Als der Vater jedoch starb, rief der Sohn, nun Thronfolger in Sevilla, Ibn 'Ammâr wieder zu sich und ließ ihn ein hohes Amt auswählen. Dieser wählte das Valiat in seinem Heimatland Silves, wo er mit königlichem Pomp Einzug hielt. Gleichzeitig übernahm er das Amt des Premierministers in Sevilla, leistete Al-Mu'tamid große Dienste, indem er den kastilischen König Alfons VI. in Schach hielt und Córdoba im Konkurrenzkampf der Teilkönigreiche (taifas) untereinander unterwarf. Sevilla war zuvor von Córdoba abgefallen.

 

Ibn 'Ammâr war sich dessen bewusst, dass er für seine ehrgeizigen Pläne und zur Verwirklichung seiner künstlerischen Neigungen Al-Mu'tamid brauchte und letzterem war klar, dass er in den politischen Wirren seiner Zeit ohne die Energie und die diplomatische Intelligenz seines Freundes nicht würde bestehen können.[1] Doch war das Verhältnis zwischen den beiden durch ihre unterschiedlichen Temperamente nie frei von Verunsicherungen. Einen ersten Riss gab es, als Ibn 'Ammâr bei der Einnahme von Múrcia durch eine Kriegslist und mit Hilfe sevillanischer Truppen das Leben eines der Söhne von Al-Mu'tamid riskierte. Verstärkt wurde der Riss noch durch ein etwas arrogantes Verhalten Ibn 'Ammârs, das seine Feinde dem König in Sevilla so hintertrugen, als ob er wirklich plane, sich dort zum unabhängigen Herrscher zu machen.

 

Was jetzt geschah, ist recht typisch für die fruchtlosen Händel der Taifas untereinander, die letztlich zu ihrem Untergang und zur späteren Machtübernahme der aus Nordafrika nachrückenden, fundamentalistischen Almoraviden führte. Nachdem nämlich Ibn 'Ammâr den entthronten Herrscher von Múrcia nicht aus der Gefangenschaft entlassen wollte, fädelte der mit Al-Mu'tamid befreundete Herrscher von Valencia erfolgreich seine Befreiung ein. Dass Ibn 'Ammâr daraufhin dem Valencianer den Krieg erklärte, konnte ihm Al-Mu'tamid wohl nicht mehr verzeihen. Es kam in Múrcia zu einer Revolution gegen Ibn 'Ammâr, der fliehen musste, daraufhin seine Dienste dem kastilischen Alfons anbot und, als dieser ablehnte, wieder an den Hof nach Zaragoza gelangte. Beim Kampf um die nach Norden absichernde Pyrenäen-Burg Segura wurde  Ibn 'Ammâr gefangen und als Geisel genommen. Al-Mu'tamid kaufte ihn zwar frei, ließ ihn jedoch in Córdoba öffentlich zutiefst demütigen. Danach wurde er in Sevilla in den Kerker gegenüber dem Königspalast gebracht, wo er noch einige seiner schönsten und flehentlichsten Gedichte schrieb, die, erst verloren geglaubt, in einem Exemplar in Fez/Marokko wieder auftauchten.

 

Das Leben Ibn 'Ammârs endete 1084 tragisch und äußerst brutal. Sein Königs-Freund-Feind schien erst geneigt, dem Verräter nochmals zu verzeihen, fürchtete jedoch neuerlichen Verrat mehr. Höchstpersönlich suchte er Ibn 'Ammâr im Verließ auf und erschlug den Gefesselten eigenhändig nach kurzem Wortwechsel mit einer Axt. Damit hatte der letzte der Abbadiden gewissermaßen sein wichtigstes politisches Standbein selbst abgeschlagen. Er war schlecht beraten, die Almoraviden unter Yusuf gegen die Kastilier unter Alfons VI. zu Hilfe zu rufen; eine Verhandlungslösung, wie sie Ibn 'Ammâr immer vorschwebte, hätte wohl weiter getragen. Zwar siegte er zunächst mit Hilfe dieser Kriegerkaste, doch  hatte er der arabischen Konkurrenz aus Nordafrika 1091 nichts mehr entgegen zu setzen, als diese ungerufen nochmals kam; er selbst starb 1095 als Gefangener in Marokko. Zuvor schrieb der Dichter-König noch herzzerreißende Lyrik voller sehnsüchtiger Bilder seines Lebens in Silves. Das kulturelle Zentrum der Berber- und Syrer-Dynastien in Südportugal war nämlich in Silves (Xelb, Xilb). Es ist nur leider nichts mehr übrig geblieben nach der barbarischen Eroberung durch die iberischen Ritterscharen, die vom europäischen „Ausland“ unterstützt wurden. Man kann jedoch über literarische Zeugnisse einiges rekonstruieren und kommt dann aus dem Staunen nicht mehr heraus.

 

 

Europäisches Erbe der iberischen Muslime

 

Ein bescheidenes Denkmal der muslimischen Kultur von 950 bis 1250 n.Chr. in Form einer Informationstabelle, die uns im Geschichtsunterricht für gewöhnlich  vorenthalten wird.

 

Kulturbe­reiche

Wichtige Leistungen und Neuerungen der Mauren und Araber im Abendland

Philoso­phie

Übersetzungen der antiken Schriftsteller (v.a. Aristoteles) und Fortentwicklung ihrer Gedanken durch Al Farabi, seinen Schüler Ibn Sina (Avicenna, um 1000) und Avempace (um 1100 in Spanien, "Weisung für den Einsamen"). Ibn Tufail, gest. 1185, entwickelte im philosophischen Roman "Der Lebende, Sohn des Wachenden" eine Art Naturreligion. Ibn Ruschd (Averroes, 1126-1198) arbeitete zu seiner Zeit als Rationalist an der Versöhnung zwischen Vernunft und Offenbarungsglauben. Er beflügelte damit zwar die europäische Renaissance und Aufklärung, wurde aber von führenden islamischen Theologen und Mystikern abgelehnt und starb im Exil in Marrakesch. Mit der Vernichtung seiner Schriften versank die arabische Zivilisation in einem 700-jährigen Dornröschenschlaf. Der jüdische Philosoph Maimonides wurde jedoch von Ibn Ruschd angeregt.

Literatur

Bedeutende Dichterschule im Andaluz mit Eigenständigkeit  gegenüber der des arabischen Ostens. Freude an der Natur und Sinn für die höfische Liebe wurden ausgedrückt: Ibn Hazm (-1064) "Das Halsband der Taube". Im algarvischen  Silves lebte im 11. Jhdt. (-1084) Ibn Ammâr, der die Tugend der Barmherzigkeit im Umgang mit den Fehlern der Menschen besang[2]. Sammlung von Erzählungen "1001 Nacht".

Musik

In Spanien wurden christliche Musiktraditionen mit einbezogen, umgekehrt ist das spanische Lied von arabisch-maurischen Rhythmen beeinflusst. Kammermusik mit reicher Auswahl an Instrumenten, v.a. Saiteninstrumenten.

Kunst

Arabesken (aus Blattranken durch Abstraktion entwickelt), Mosaiken und Intarsienarbeiten herrschen vor. Bildliche Darstellungen von Menschen und Tieren waren nicht verboten, sondern wurden mit Gründen vermieden.[3]

Baukunst

Omaijadenstil  der Moschee von Córdoba (um 800) und Maurischer Stil (Giralda, ehemaliges Minarett) in Sevilla oder in Granada (Alhambra): Reiche Ornamentik und Stalaktiten-Kunst im 13./14. Jhdt. Herrschaftliche Stadthäuser sind nach außen abweisend, innen überraschen sie durch Luxus und Schönheit.

Agrikultur

Ägyptische Erfahrungen der Bewirtschaftung des flachen Landes werden weitergegeben (Kalender von Cordoba u.a.) Bewässerungsgräben, Holzrad-Tonkrüge-Schöpfrad, Einfuhr von Zitruspflanzen u.a.

Schiffs­technik

Lateinersegel. Praktische Navigationshilfen nach den Gestirnen.

Mathema­tik

Dezimalsystem, arabische Zahlzeichen.

Astrono­mie

Präzession (Vorrücken der Tag- und Nachtgleiche), Erweiterung des Katalogs der Gestirne, Weitergabe der Astronomie des "Albatenius" an das Abendland. Al-Biruni hält um 1000 die Bewegung der Erde um die Sonne für logisch denkbar.

Naturwis­sen­schaf­ten

Betonung des Experiments für Erfahrungsgewinnung. Ar-Razi (Rhazes, gest. 925) prognostizierte für die Wissenschaft einen ständigen Fortschritt. Grundlegung von Methoden und Werkzeugen (Waagen, Destillierapparaten usw.) Erste wissenschaftliche Ergebnissen aus der Physik, Chemie (aus der Alchemie heraus) und Biologie.

Geogra­phie und Geschichte

Wertvolle Gesichtspunkte zur Geographie der damaligen Zeit (durch wissenschaftliche Beschreibungen und Reiseberichte). Edrici beschreibt 1153 die Iberische Halbinsel. Der Erdmeridian wird genau ausgemessen.

Erstmals werden Geschichten einzelner Länder verfasst, so von Ibn Hayyan für Spanien, der schon Zeitzeugen vor Ort befragt. Al-Biruni verfasst eine erste systematische und detailreiche Völkerkunde.

Sprache

azeitona (Olive), arroz (Reis), azucar (Zucker), Ziffer, Alkohol...

Medizin und Hygiene

Botanisches Wissen wird für Medizin und Pharmakologie nutzbar gemacht. Konstantin der Afrikaner übersetzt islamische Standardwerke gegen 1100 für die Schule von Salerno.

Toleranz gegen Anders­gläubige

Selbst die christlichen Eroberer staunten über die Toleranz, die islamische Herrscher (bis 1090) gegenüber Andersgläubigen entfalten. Mohammedaner regen die Juden an, Christen und Juden haben kaum Probleme miteinander. Den "Mozarabern", den unter arabischer Herrschaft lebenden Christen, geht es nachweislich gut, den "Mudejaren", den unter christlicher Herrschaft verbleibenden Mauren ging es danach weniger gut, wenn auch nicht schlecht, da man Repressalien gegen die im Maghreb lebenden Christen fürchtete.

Respekt vor Frauen

Die Abschließung von Frauen vom öffentlichen Leben im Harem ist nicht ursprünglich islamisch, wurde erst später von der Orthodoxie als von Gott und Mohamed gewollt hingestellt. Die Zurückdrängung der Frau im Christentum beginnt jedoch bereits mit dem Urchristentum, obwohl Frauen nachweislich die ersten christlichen Gemeinden in Rom gebildet haben.

 

Jüdische Tradition

 

Ende des 15. Jahrhunderts, in Portugal 1498, wurden bekanntlich viele Juden ("Spaniolen") durch die christlichen Herrschaften von der iberischen Halbinsel vertrieben, die zuvor, unter den Muslimen, gut gelitten waren. Damit wurde die blühen­de, sephardi­sche Kultur zerschlagen.[4] Die wenigen, die blieben, wurden zwangsgetauft, mussten ihren Glauben offiziell verleugnen. Man argwöhnte, dass sie dem jüdischen Glauben heimlich weiter anhingen und beschimpfte sie als "Marranen", was auf Spanisch „Schweine, Gauner“ heißt. Noch 1760 wurde an sechs Juden die Inquisition durch öffentliches Verbrennen vollstreckt. Dies brachte den aufklärerischen Marquês de Pombal dazu, sämtliche Register über jüdische Abstammung zu verbrennen.

 

Nachfolgende Generationen versuchten später wieder, auf der iberischen Halbinsel Fuß zu fassen. So gab es ab 1830 eine klei­ne Gemeinde in Faro, die man "Klein Jerusalem" nannte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war sie immerhin eine der größten jüdischen Einzelgemeinden in Europa. Sie bestand meist aus kleinen Händlern, die aus Nordafrika oder Gibraltar stammten. Sie konnten lesen und schreiben und sprachen viele Sprachen, darunter das Ladino, das dem Kastilischen des 15. Jahrhunderts entstammt. Bis vor einigen Jahren war davon nichts mehr zu sehen. Nachklänge an frühere jüdische Präsenz entnehmen wir den Ortsnamen "Vale Judeo", "Monte Judeo" oder "Sinagoga".

 

Inzwischen ist aber der alte jüdi­sche Friedhof von Faro (gegenüber dem Eingang zum Distrikt-Kranken­haus) als Gedenkstätte wieder hergerichtet worden[5]. Die letzte Beiset­zung erfolgte 1932; Kinder wurden in der Nähe des Eingangs, Frauen im Zen­trum und Männer im hinteren Teil des Friedhofs beerdigt. Auch ein Weiser namens Joseph Toledano liegt hier begraben. In der kleinen Kapelle ist ein Museum untergebracht; es enthält in Kopie das erste erhaltene Druckwerk der iberischen Halbinsel - eine hebräische Bibel von 1487 (das Original befindet sich heute im British Museum).

 



[1] Ein wenig erinnert dieses Verhältnis an das des großbürgerlichen „Dichterfürsten“ J.W. Goethe zum Herzog Karl August in Weimar, der ihm auch wichtige Ministerämter anvertraute

[2] Frank Baer hat ihm in „Die Brücke von Alcântara“ ein glaubwürdiges Denkmal gesetzt (btb Goldmann, 1996)

[3] Die Tonschale von Tavira, 1996 ausgegraben, bezeugt, dass auch tierische und menschliche Figurendarstellungen möglich waren.

[4] Dass viel später, im 20. Jahrhundert, die deutsche Reichsregierung unter Adolf Hitler es fertig brachte, auch den anderen Ast der europäischen Juden, die Askenase, die in Osteuropa ansässig waren, zu vernichten, sei hier bitter vermerkt. Bei der Gründung des Staates Israel konnten die Sepharden allerdings Sprache und Kultur mehr prägen, als die Askenase.

[5] Öff­nungs­zeiten werktags von 9.30 bis 12.30 Uhr

 


In Mértola blieb nach Eroberung durch Sancho II die Moschee im Wesentlichen erhalten. Das Castelo dos Mouros wurde eingenommen und verstärkt. Im Algarve hielt sich vielerorts der arabische Brauch, Fenster zu vergittern, so dass die Luft ziehen, die Wärme und unerwünschte Blicke jedoch nicht eindringen konnten. Die Frauen bekamen dennoch mit, was draußen vor sich ging...