Durch Ungarn zum Donauübergang in Rumänien; per Kfz durch Bulgarien zum Istibei

0302: Am Montag ist Abmarsch der 5. Gebirgsdivision „Gams“ mit 14.000 Mann unter Gen.Mjr. Julius Ringel mit Ziel Griechenland („Operation Marita“). Bahnfahrt mit Abteilwagen auf Holzbänken durch ganz Ungarn nach Rumänien. Beginn der Auslandung bei Craio-va und Formierung des Marsches zur Donau bei Kälte und starkem Dauerregen. Unterwegs werden schon die Lieblingslieder der 5. Ge-birgsdivision gesungen worden sein: Stoariegler Marsch, Edelweiß, Holzhackerbuam, Bergvagabunden, Lustig ist das Zigeunerleben u.a. („Ich hatt' einen Kameraden“ wird man sich eher noch aufgespart ha-ben…) Die mitgeführte Musikkapelle der Gebirgsjäger sorgt an Halt-stationen für gute Stimmung. Die Offiziere lassen es sich an vorbereite-ten Tafeln im Lande der verbündeten Ungarn und Rumänen noch relativ gut gehen.

 

0305: Die Truppe ist schon seit gestern und für weitere drei bis vier Tage in Barca/Bals , Rumänien. Zum 07. d. M. Übernachtungslager in Sadowa und danach Überquerung der breiten Donau bei Bechet über eine sehr lange, pontongetragene Behelfsbrücke nach Süden, entlang einer alten Heeresstraße zunächst durchs ebenfalls verbündete Bulga-rien.

 

In Graz hält es inzwischen die werdende Mutter nicht mehr länger ohne ihren Linus aus, obwohl Vally und auch ihr Gatte sie eingeladen haben, länger noch in ihrer freundschaftlichen Nähe zu bleiben. Ihre Handarbeiten, Lektüren und Besuche bei den Freunden sind ihr nicht genug. Sie fährt nach Innsbruck in die gemeinsame Ehewohnung in der Erzherzog-Eugen Str. 20 zurück.

 

0308: Übernachtungslager in Wraca, südlich von Bjela Slatina. Über-querung des Flusses Iskar.

 

0309: Beginn der Überwindung des Celopecene-Gebirges am tiefver-schneiten Arabakonak- und Petrohanski-Pass.

 

In Innsbruck bekommt Klara G. das Gefühl, dass ihre Brüste spannen. Da auch die Periode ausgeblieben ist, konsultiert sie in Innsbruck einen Frauenarzt. Dieser bringt ihr sehr charmant bei, dass sie Mutterfreuden entgegensehen kann. Sie ist überglücklich, doch hält sie es mit diesem süßen Geheimnis nun auch in Innsbruck allein nicht mehr aus, sondern beschließt, zu ihrer Mutter und ihren Geschwistern in die schwäbische Heimat zurückzukommen. Gestütswart Manz (Marbach), Nachbar und Stammgast im Heimathaus „Krone“, kann ihr vom Gesicht ablesen, dass sie schwanger ist. Ein Feldpostbrief mit der guten Nachricht wird abgeschickt.

 

0318: Nach fünfhundert Marsch-Kilometern verweilt man in Sofia nur einen Tag lang. Hier wird OTL Rademacher durch OTL Wittmann abgelöst (im Bild beide eingehakt). Es folgt noch eine lange, beschwerliche Etappe bis Sveti Vrac und weiter zum Grenzgebirge zwischen Griechenland, Bulgarien und Makedonien (noch bis 0325).

 

Unterwegs wird das bulgarische Gebirgs-Bataillon „Skoda“ übernommen. Auf einem Feld lagert ganz offen eine Unzahl von Fliegerbom-ben, auf denen man bequem sitzen kann.

 

0325: Die Truppen stehen am Grenzgebirge zu Belasica-Planina (der bulgarischen Hochburg in Makedonien). Linus G. erreicht endlich die Nachricht von seiner sich anbahnenden Vaterschaft.

 

Intensive Aufklärung hat ergeben, dass der Festungsriegel an der Gren-ze viel stärker ist, als angenommen. Die Truppen sind zwar rechtzeitig für einen Angriff an der Grenze zu Griechenland angekommen, stehen nun aber vor der Aufgabe, die als unüberwindbar geltende Metaxas-Befestigungs-Linie überschreiten zu müssen, um die griechischen Stel-lungen im Norden ihres Landes danach der Reihe nach unhaltbar zu machen. Eine Umgehung ist nicht möglich. Bei dieser befestigten Stel-lung, die nach ihrem Befürworter Metaxas benannt wurde, handelt es sich um ein ausgeklügeltes Bunkersystem in einer Reihe von Bergrü-cken, wobei die Bunker bis zu 50 m in den Fels hinein gehauen sind und untereinander in Verbindung stehen. Dieses moderne Befesti-gungssystem wurde gegen den möglichen Angreifer Bulgarien im Nor-den des Landes geschaffen.

 

Intensivste militärische und logistische Vorbereitungen für einen Di-rektangriff – es gibt keine Umgehung - auf das als uneinnehmbar gel-tende Bollwerk laufen an. Besetzt ist es mit ausgesuchten griechischen Soldaten (60 Offizieren und 3.200 Mann). Diese überblicken die einzi-ge, nur zwei Meter breite Staubstraße, die an ihnen vorbeiführt. Da-durch wird klar, dass die Gebirgsgeschütze und die Flak nur bei Nacht herangeschafft werden können. Ohne vorherigen Beschuss mit schwe-ren Waffen mit Unterstützung der Stukas geht gar nichts und bis dahin hält sich die Masse der beiden Regimenter bei Nässe und Kälte in „schusstoten Räumen“ auf. Die gelegten Fernsprechleitungen und Funkgeräte werden nochmals überprüft, die Wachhunde der griechi-schen Vorposten vergiftet, die Leitungen der Griechen durchschnitten.

 

Donauübergang bei Bechet
Donauübergang bei Bechet
Festungsberg Istibei als Teil der Metaxas-Linie
Festungsberg Istibei als Teil der Metaxas-Linie