Pflanzliches Leben baut auf den geologischen Verhältnissen auf. Folgen wir einem Vorschlag von Pena und Cabral[1], lassen sich – neben Litoral, Barrocal und Serra - sieben in sich homogene Natur- und Landschaftstypen unterscheiden, deren Kenntnis den Nutzen haben könnte, dass der Besucher des Algarve seinen Blick auf Pflanzen und Tiere einstellen kann, um somit mehr zu sehen, zu erleben und letztlich zu verstehen.
Küstensaum |
Westküste |
Steilküste aus Tonschiefer und Grauwak-ken; starke Brandung; großes Steingeröll; Austernfischer und Steinwälzer; Fischadler in wenigen Paaren |
Südküste von Sagres bis Quarteira |
Steilküste aus stark erodierenden Kalk- und Muschelkalk-formationen; abgebrochene Stücke vor der Küste, auf denen Seidenreiher brüten können |
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Südküste von Quarteira bis zum Guadiana |
Von Wind, Sand und Meer geschaffene flache Küste mit Flussmündungen und Lagunen, die ständig weiter mit Sedimenten angereichert werden; Ria Formosa im äußerst labilen Gleichgewicht von Naturgewalt, Pflanzen- und Tierleben |
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Feuchtzonen |
An den Küsten |
W: Mündungen des Seixe,
Aljezur (nach Aufgabe des Reisanbaus wieder salzver-trägliche Pflanzen) und Carrapateira/Bord S: Ria Formosa und Guadiana-Delta (Marsch/Sapal von Castro Marim) als Großsysteme; Sumpf (der einzige im Algarve!) von Budens, Mündungen von Bensafrim und Alvor |
Im Landesinneren |
Staudämme (Arade, Beliche, Odeleite usw.), biologisch wenig bedeutsam. Vorübergehende Versumpfungen durch schlecht abfließendes Regenwasser dienen den Amphibien und werden von Störchen und Reihern aufgesucht. Die Flüsse des Algarve (außer denen, die vom Monchique her gespeist werden) sind selten so wasserreich, dass sie eine reiche Uferflora nach sich ziehen (Oleander hingegen gibt es immer). |
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Wald-gebiete |
Frühere Wälder |
Der ganze Küstenstreifen des Sotavento war von Schirmpinien bestanden. Im restlichen Teil herrschten Eichen vor, abhängig von der Nähe zum Meer, der Höhe ab Meeresspiegel und der Bodenbeschaffenheit. |
Korkeichen-wälder |
Korkeichen scheuen Kalkböden und lieben eine relative Luftfeuchtigkeit (bei ca. 1000 mm jährl. Niederschlag); zwischen Barranco do Velho und S. Brás gibt es die dichtesten Bestände. Das typische Unterholz dazu: Erdbeerbäume, Lavendula vidris, Lackzistrose und Heide. |
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Steineichenwälder |
Steineichen bevorzugen Kalkböden und lieben ein trockenes und heißes Klima. Die Landwirtschaft hat Eichen zugunsten von Johannisbrot- und Mandelbäumen zurückgedrängt; in felsigem und abschüs-sigem Gelände findet man sie noch (zus. mit Mastix, Lorbeerbastards, dem wilden Ölbaum usw.). Von Alcoutim flussabwärts findet man noch typische Eichenwälder. |
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Pinienwälder heute |
Die Pinienwälder im Algarve, schon arg reduziert durch menschliche Eingriffe, fungieren heute für viele Pflanzen und Tiere als Zufluchtsorte. Das Chamäleon bevorzugt eindeutig diese harzhaltigen Bäume. Zwei typische Regionen: Wald zwischen Quarteira und Monte Negro (bei Faro) auf tertiären Sanden, allerdings schon etwas heterogen zusammengesetzt. Typische Begleiter sind Mastix, Zwergpal-me, weißer Ginster und Zistrosen. Im frühen Frühjahr blühen dazu noch rare Blumen. Hier halten sich Kaninchen und Hasen gerne auf und eine Unmenge Vö-gel zum Teil seltener Art. Der Pinienwald von Monte Gordo wurde Anfang des letzten Jahrhunderts mit Setz-lingen aus Leiria auf der Düne ange-pflanzt, um V. R. de S. António gegen Sand zu schützen. |
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Strauchheide |
Auf (basischen) Kalksteinböden des Barrocal |
Trotz menschlicher Eingriffe (Domesti-zierung von Öl-, Mandel- und Johannis-brotbaum, s.u.; Entsteinung der Felder) hat sich vielerorts die originale Pflanzen-gesellschaft vom Typ Garrigue (niedrig) bzw. Macchie (höher) erhalten können: Zwergpalme, Kermeseiche, immergrüne Eiche (Q. rotundifolia), Wildform des Ölbaums und Weißliche Zistrose. Hinzu kommen die aromatischen Kräuter Thy-mian, Myrte und Rosmarin. Geckos und Eidechsen sind hier am Boden zuhause, Samtkopfgrasmücke und – sofern Felsen vorhanden – Blaumerle in der Höhe. |
Auf armen (sauren) Tonschiefern der Serra |
Die nährstoffarmen Böden der Serra werden vor allem durch die massenhafte Verbreitung der Lackzistrose angezeigt; diese verbreitet sich immer dann – zum weiteren Schaden der Böden – wenn Ein-griffe in die Vegetation vorgenommen wurden, z.B. durch Eukalyptus-Anpflan-zungen. Auch die Vogelwelt reduziert sich in der Zistrosen-Wildnis. |
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Landwirt-schaftsflächen |
Sequeiro – Fruchtbaum-kulturen ohne Bewässerung |
Johannisbrot-, Mandel-, Oliven- und Feigenbäume, vor allem im Sotavento. Falls diese von den Arabern eingeführte Baumgesellschaft nicht mehr bewirtschaf-tet wird, treten Büsche des mato hinzu. Früher gab es zur Ergänzung noch ein Getreide-, Saubohnen-, Lupinen und/ oder Brachefeld für ein paar Schafe. |
Bewässerte Zitrusfrucht- und Gemüse-Kulturen |
Anfällige Monokulturen (z.T. unter Plas-tikfolien; estufas) im litoralen Schwemm-land (z.B. am Rio Séqua bei Tavira). Die Bewässerung stößt heute an Grenzen, auch wenn (teures) Staudammwasser hinzu kommt. |
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Siedlungs-zonen |
Litoral
(küstennah) |
Schnelles und unkontrolliertes Wachstum der letzten Jahrzehnte hat auf die natürli-che Umwelt verheerende Auswirkungen. Bauten auf den Dünen und Trockenle-gungen in den Feuchtgebieten, um Sport- und Golfplätze anzulegen, Erweiterun-gen von Marinas und des Flughafens von Faro sind die gröbsten Eingriffe. Versorgungs- und Entsorgungsaufgaben bei explodierenden Besucherzahlen über-fordern die gewachsenen Strukturen. Industrieansiedlungen und Verkehrsan-schließungen meist ohne Rücksicht auf natürliche Ressourcen. |
Besondere Großbiotope |
Promontorium von Sagres und São Vicente |
Bis zu 80 m hohe sedimentäre Felsen fallen steil zum Meer ab, das, vom Wind gepeitscht, dagegen anbrandet. Dieses spezielle Kleinklima führt zu einer spezi-fischen Vegatation: Der phönizische Wachholder ist hier heimisch, ansonsten sehr niedere Garrigue und viele endemi-sche Pflanzen. Die Felsformationen sind für Nist- und Zugvögel interessant. |
Serra de Monchique |
Plutonischen Ursprungs; wegen der Höhe (ca 900 m) mit Regen und Feuchtigkeit relativ gut versorgt und trotzdem im warmen Süden gelegen, hat sich hier eine „ökologische Insel“ herausgebildet, die ihresgleichen sucht. Da die Hänge auch agrarisch kultiviert wurden, trifft man auf eine unglaubliche Vielfalt an Flora und Fauna. Da das Gebiet nicht unter adä-quatem Naturschutz steht, kann beob-achtet werden, wie die Zellstoffindustrie durch Eukalyptus-Bewaldungen zerstört. |
[1] António Pena / José Cabral, Roteiros da Natureza, Temas e Debates, 1997 (ISBN 972-759-054-3)
Volker Gold
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