(Von l.o. im Uhrzeigersinn) Eintrag von Quarz-Kieseln aus einem Urstrom in Sandmergel bei Quelfes. Schiefer aus dem oberen Karbon im Hinterland des Algarve. Von der Abendsonne beschienene Grauwacke auf Tonschiefer (bei Santa Cruz). Sägearbeiten in einem typisches Marmor-Lager (bei Borba).
Das Gebiet zwischen Küste und dem algarvischen Mittel-Gebirge besteht an der äußersten Oberfläche, der Erdkrume sozusagen, zumeist aus Konglomeraten, Sandsteinen, Tonen (argilas), Mergeln (margas) und Kalkmergeln. Quartäre Sande (bei Quarteira) sind gut erschlossen, enthalten aber noch Salze und Eisenoxyd, so dass sie – schlecht gereinigt - als Bausand später zu Ausblühungen führen.
Quarz-Kieselsteine. Manchmal stößt man noch auf Hinweise des riesengroßen Chaos, das hier einmal geherrscht haben muss. Die geologische Besonderheit von Boavista/Quelfes/Olhão ist z.B. eine anstehende, ausgedehnte Schicht von Quarz-Kieselsteinen, die zum einen über das Hügelland verstreut liegen, zum anderen aber auch noch in eine harte, rötliche Sandsteinschicht eingebacken, vorkommen. Die losen Kiesel wurden durch Regen und Wind und die Wirkung von Hitze und Kälte von ihrem Muttergestein getrennt. Die verbundene Facies steht an und man kann ihren Verlauf erschließen. Erklärungsbedürftig ist, dass das sehr harte und dichte Sandsteinmaterial einer weichen und schon recht mür-ben aufsitzt. An eine komplette Faltung mag man dabei eigentlich nicht denken.
Woher kommen diese wohlgerundeten, farblich leicht gebänderten Kiesel von einem bis fünf cm Durchmesser und wodurch wurden sie eingebacken? Am plausibelsten scheint, dass sie von einem Urstrom aus nördlicher Richtung ins hier einmal nahe Meer getragen wurden, wo sie – mit rötlichem Sand vermengt – mit ihrer Scholle absanken, unter Druck und Hitze miteinander verbacken wurden, um später wieder gehoben und der Erosion ausgesetzt zu werden. Vielleicht leisteten auch seismische Ereignisse der Erosion Vorarbeit. Die Herkunft dieser Quarzite ist von den sehr alten, harten Riegel-Schichten zu vermuten, die sich dem Guadina quer stellen und den Pulo do Lobo verursacht haben. Durch Absenkung der Meere fraßen sich die Flussgewässer immer tiefer zu solchen Schichten vor. Die Rundheit und Kleinteiligkeit der Kiesel deuten auf einen langen Transportweg in schnell fließendem Gewässer an (mindestens 1m pro Sekunde).
Petrologisch gesehen ist der Algarve nicht einheitlich. Zwar herrschen im südlichen Caldeirão-Gebirge die Jura-Kalke vor (nordöstlich von Faro auch Kreideformationen), doch gibt es dann auf der ganzen West-Ost-Linie einen harten Übergang nach Norden zu den Schiefern aus der Karbon-Zeit. Im ganzen südlichen Teil des Alentejo, bis auf die Höhe von Beja, steht dieser Karbon-Schiefer an, gibt der Landschaft den platten und kärglichen Charakter. Diese scharfe Trennlinie kann man beim Wandern im Hinterland von São Bras nicht nur am umherliegenden Gestein, sondern auch am Pflanzenwuchs beobachten. Wo nämlich Lack-Zistrosen in Mengen blühen, ist der Untergrund nicht mehr kalkhaltig und basisch, sondern sauer (s.u.)
Schiefer werden im Alentejo (erst in letzter Zeit) in Mourão (goldschwarz) und Barrancos (grünlich) abgebaut. Findet man Schiefer, lässt sich leicht bestimmen, ob es sich um sedimentäre Schiefertone handelt (zum Beispiel die südalentejanischen aus dem Karbon-Zeitalter) oder metamorphe, das heisst durch hohen Druck und hohe Temperatur gehärtete, kristalline Tonschiefer. Letztere sind härter, enthalten keine Fossilien, die Spaltfläche ist nicht ganz glatt und durchgängig, sie quellen nicht im Wasser und sie entwickeln im feuchten Zustand keinen erdigen Geruch.
Entlang des Buntsandsteinbandes, das sich in Ost-West-Richtung mitten durch den Algarve zieht, kommen auch viele Tone vor. Die Tonschicht erreicht teilweise eine enorme Mächtigkeit (erstreckt sich bis 200 m Tiefe und ist bis zu 1000 m breit). Entlang dieses Streifens befinden sich auch die Ziegeleien für die traditionelle Fabrikation von Bodenfließen und Dachplatten in Form von Nonnen (unten) und Mönchen (oben). Der Ton aus der Region Loulé ist eher grau, der von Tavira ist verschieden getönt und wird zum Töpfern verwendet.
Marmor wird im Alentejo an folgenden Stellen abgebaut: Borba, Estremoz, Vila Viçosa (weiss, rosa), Escoural (creme, braun), Viana do Alentejo (grün), Ficalho (grau) und Beja (schwarz). Im Algarve gewinnt man marmorartigen Kalk, weiß-grau gebändert, in Mesquita Baixa/S. Bras do Alportel. Marmor besteht haupt-sächlich aus richtungslosen Calcit-Kristallen, die in frühen Zeiten der Erdge-schichte unter hohem Druck aus Kalksedimenten vergangener Meere zusam-mengepresst wurden. Beim gewerbsmäßigen Abbau mit Hilfe traditioneller Technologie entstehen gigantische Gruben mit lotrechten Wänden. In die in Reihen angesetzten Bohrungen wurden früher trockene Holzkeile getrieben. Wässerte man sie, spaltete sich der Fels wunschgerecht in Blöcke auf. Heute dauert es nur wenige Stunden, einen Block von exakt vier mal zwei mal zwei Metern aus der Formation herauszulösen. Dazu zieht man mit Industriedia-menten besetzte Stahlseile mit hoher Geschwindigkeit durch Bohrlöcher.
Es gibt in ganz Portugal beachtliche Lager mit Steinsalz (sal-gema), doch die einzige Förderanlage bislang ist die der Firma CLONA, östlich von Loulé, wo schon seit 1964 durch 250m tiefe Schächte Zugang zu den "Salzdomen" geschaffen wurde, die unterhalb der Linie Loulé - Faro - Sta. Barbara da Neixe - Moncarapacho vor 300 Millionen Jahren durch einen sehr tiefen, vom Restmeer abgeschnittenen Trog, entstanden sind. Nach Angaben des leitenden Ingenieurs ist der Dom 16 km lang, 3 km breit und 500 m stark. Der Reinheitsgrad beträgt beachtliche 93%. Heute wird in den riesigen Hallen und Gängen mit schwerem Gerät gearbeitet, was zu einem Ertrag von 700 t pro Tag führt. Zu 95% fließt dieses Salz in die Waschmittel-, Papier-, PVC- und sonstige Industrie, wo die Bestandteile Natrium, Chlor und Wasserstoff gebraucht werden.
Dass aufgelassene Salzstollen gerne auch zur “Beseitigung” von (auch nuklearem) Restmüll genutzt werden, ist bekannt. Für Loulé gibt es auch Überlegungen, die unterirdischen Gänge und Hallen nicht nur vereinzelt Astmatikern, sondern auch gesunden Touristen zugänglich zu machen.
Muschelkalk. Wer sich die Mühe machen und sich das Vergnügen bereiten möchte, der bestücke sich mit Meißel und Hammer und breche aus dem Riffgestein des Felsalgarve einige Brocken heraus. Beim Zerlegen wird man über die Vielfalt von Seegetier erstaunt sein, das in Form von Abdrücken sich dem kundigen Auge nach 300 Millionen Jahren immer noch darbietet, einer Zeit, in der sich die ersten Amphibien entwickelten. Damals gab es die ersten Farne und primitiven Nadelhölzer, geflügelte Insekten und dergleichen mehr. Im Meer kamen zu den Knochen- und Knorpelfischen die Krebse.
Wofür verwendet man die Kalke? Es
gibt
§ Kalke, die man in großen Blöcken herausschneiden kann und die sich deshalb insbesondere für die
Befestigung von Hafenanlagen eignen (bei Malhão)
§ Kalke, die besonders rein, hart (dolomitisch) und/oder bunt gebändert sind und sich insofern für
dekorative und künstlerische Zwecke eignen (bei Guilhim, Cerro de Cabeça, Mesquita Baixa)
§ Kalke, die für Bauschotter und -kies gut verwendbar sind und sich zur Zementgewinnung eignen (bei
Escarpão, Matos de Picota)
Mineralwässer. Mitunter hat sich der Brauch in der Bevölkerung gehalten, sich in der Freizeit das Auto mit leeren Plastikcontainern vollzuladen und sie an ausgesuchten Stellen mit Mineralwasser zu befüllen, von dem man sich diese oder jene günstige Wirkung verspricht. Das Mineralwasser von Caldas de Monchique ist mit seinem hohen ph-Wert zum Beispiel verdauunsförderlich, vor allem, wenn man zuvor eiweißreich gespeist hat. Oft bilden sich dort lange Warteschlangen, die jedoch in der Regel kommunikativ kurzweilig verbracht werden. Doch wird auch eine Vielzahl weniger bedeutsamer Quellen von Einheimischen gerne besucht, wie zum Beispiel Fonte Santa da Quarteira, Fonte Férrea bei Cachopo oder Agua Santa de Besteira am Vascão, dem Grenzfluss zum Alentejo. Die bestvermarkteten Wässer kommen aus dem mittleren Alentejo oder aus den Serras im Norden.
Plutonite. In der Mineralogie sind zwei portugiesische Besonderheiten zu verzeichnen, der Foyait und der Monchiquit. Beide Namen verweisen auf diese einmalige algarvische Erhebung plutonitischen Ursprungs, das Monchique-Gebirge mit seinem höchsten Berg, dem Monte Foia (902 m). Das Massiv besteht aus erkaltetem Magma, das von den unteren Schichten der Erdkruste nach oben in die Karbonschiefer eindrang und dann sehr langsam unter der Erdkruste erstarrte. Die Decklast darüber wurde später abgetragen, so dass nun (Nephelin-)Syenitblöcke[1] den Berg, saure Erden jedoch die Böden im Umkreis bestimmen, dominieren dort doch die Schiefer aus der Karbonzeit. Die Firma Sienave baut unter einem Öko-Regime ab, so dass garantiert 100% des abgebauten Materials verwendet wird.
Beim Foyait handelt es sich um ein sehr seltenes Plutonitgestein. Er enthält wenig Plagioklas, ist ganz ohne Quarzanteile und von der Beschaffenheit her mittel- bis grobkörnig. Trotz Eignung als Dekorstein wird er vornehmlich als Alkali-Rohstoff in der Keramikindustrie verwendet. Man findet ihn in einem Steinbruch am Picos. Monchiquit ist eine Lamprophyr-Varietät, ein dunkles Ganggestein mit feinstkörniger bis glasiger Grundmasse. Ähnliches Gestein findet man auch im Spessart und in den Vogesen. Die staatliche Minengesellschaft EDM geht momentan recht hemdsärmelig vor, um im Ausfluggebiet des Picos Feldspat (für die Keramikindustrie) abzubauen. Eine Bürgerinitiative formiert sich zwar, um die damit einhergehende Naturzerstörung zu verhindern, doch muss sie erst noch über einen Wettbewerb das passendste Logo für sich finden...
Erze. Im Gemeindegebiet von Alcoutim, zwischen Martimlongo/Laborato und Alcoutim, Vaqueiros (Cova dos Mouros) aber auch nordöstlich von Mértola kann man auf Erzbergwerke und Hütten stoßen, die teilweise aus vorgeschichtlichen Zeiten stammen. Die Ausbeuter der Antike haben Löcher (poços) gegraben, die zum Teil 30 m tief sind, um an die erzführenden Gänge zu kommen. Nördlich von Alcoutim, bei Cortes Pereiras, befindet sich eine Kupfermine aus dem Bronce-Zeitalter, die auch Antimon enthält. Es lässt sich auch gut nachvollzie-hen, wie die Ausbeutung der Erde seit alters Siedlungen nach sich zog, die wiederum militärisch geschützt werden mussten. Man fand hier Grabsteine aus dem 8. Jahrhundert v. Chr., und in der Nähe, auf dem Cerro do Castelo, auf dem die Römer ein Kastell bauten, Eisenwerkzeuge aus der Frühzeit. Leider sind diese historischen Stätten vernachlässigt worden. Eine genauere Untersuchung der Stollen ist erst nach Beseitigung des wild abgelagerten Mülls in den Eingangsschächten möglich.
Am berühmtesten und wirklich sehenswert sind die teilweise wiederbetriebenen Minas de São Domingos. Dieses Gebiet ist Teil des Iberischen Pyritgürtels und enthält beträchtliche Mengen an Kupfer. Hinzu kommen verschiedene Sulfide, die beim langsamen Erkalten von in Spalten und Höhlen eingedrungenen Thermalwässern entstanden sind.
Seltene Metalle. Ganz in der Nähe von Loulé stieß man im Zuge des Steinsalzabbaus auf zwei bemerkenswerte Aufschlüsse. Es handelt sich um das Ganggestein Lambrophyr mit ausgebildeten titanhaltigen Augitkristallen und vielen anderen, variablen Bestandteilen. Bei Sta. Barbara da Nexe findet sich der fein granulierte Basalt Basanit, ebenfalls mit titanhaltigen Augitkristallen. Beide Aufschlüsse lassen den Schluss zu, dass es in der nach-jurasischen Phase im ganzen Küstengebiet des Algarve vulkanische oder magmatische Aktivitäten der Erde gab. Aus den Pyritvorkommen von Aljustrel (west-südwestlich von Beja) wird das Land sich noch längere Zeit mit Halbedelmetallen eindecken können (Kupfer, Blei, Zink). Die Verarbeitung erfolgt an der Küste bei Sines. Von wirtschaftlicher Bedeutung sind seit jeher die Wolframvorkommen in Mittel-Portugal. Davon hat das neutrale Land auch jahrelang an Deutschland im Zweiten Weltkrieg geliefert. Bemerkenswert sind auch die Uranvorkommen, zum Beispiel im Hoch-Alentejo und – wie man munkelt – auch im Massiv des Monchique. Lieferungen daraus sind ebenfalls ins Zwielicht geraten; sie dienten den US-Amerikanern zum Bau der Hieroshima-Bombe.
Wen würde es wundern, wenn in Portugal nicht auch schon einmal Gold gefun-den worden wäre? Südlich von Foz de Odeleite, am portugiesischen Ufer, spricht ein kleines Dörfchen Bände - Almada de Ouro. "Al maaden" heisst Mine und ouro Gold auf Arabisch. Die Entscheidung, ob sich eine Fahrt dahin lohnt, bleibt jedem selbst überlassen. Soviel sei nur verraten: Neuerdings kann man dort T-shirts mit dem Aufdruck "I love Almada de Ouro" kaufen, ehe man das Flussschiff (ohne Gold im Beutel) wieder besteigt. Historisch nachgewiesen ist, dass es in der Nähe von Mértola noch weit vor den Arabern einmal so viel Gold gab, dass der damalige Herrscher in seinem Triumpfgefühl in seinem Reich Goldmünzen als Zahlungsmittel prägen und in Umlauf bringen ließ. 500 Jahre vor der Zeitenwende.
[1] Die feldspatreiche und quarzfreie Syenitfamilie ist innerhalb der Tiefengesteine (Plutonite) im Prozess der Kristallisation vor den Graniten entstanden.
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