Arides Klima, Wasserknappheit, Erosion und Waldbrände

 

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ø Ng.  mm

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Reg.­tage 0,1

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Meer

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Ist das Klima in Lisboa für uns Mitteleuropäer schon eine Wohltat, so zeigt der Vergleich mit der Station in Praia da Rocha  (deren Werte sind fettgedruckt) vollends, warum viele Touristen rund ums Jahr den Algarve aufsuchen. Der Vergleich mit München - kursiv gesetzte Werte - unterstützt diese Einsicht.

 

Das trockene, warme bis heiße Klima am Algarve ist durch eine ständige Brise recht erträglich. Diese Winde stellen eine klimatische Besonderheit dar. Der Einfluss der Azorenhochs begünstigt nördliche Winde, den „portugiesischen Norder“, der parallel zur Westküste nach Süden bläst und im Landesinneren sich noch bis Faro deutlich auswirkt. Am Nachmittag wird er durch den Landeffekt verstärkt: Die über der See erwärmten Luftmassen steigen auf, in das entstehende „Vakuum“ strömen Winde vom Festland ein; nachts oder am Morgen verläuft dieser zusätzliche Prozess in der Gegenrichtung.

 

Zu Stürmen oder Gewittern kommt es (bzw. kam es bisher!) im Sommer höchst selten. Instabile Lagen gibt es allenfalls durch den Levante, einen schwül-warmen Wind, der in der Regel drei Tage lang mit 50 bis 60 Knoten von Südosten weht. Auf die Agrikultur, aber auch auf die Stimmung von Mensch und Tier hat dieser Wind einen schädigenden Einfluß. Man sagt hier zu einer Person, die gerade verstimmt ist, sie habe den Levante („está/anda com o levante“). Dieser Wind kann für Segler gefährlich werden, da ihn das Barometer nicht anzeigt und er sich manchmal mit Seenebel und damit geringer Sichtweite verbinden kann. An Land bringt dieser kräftige, aus Spanien wehende Wind, mitunter Temperaturen bis 40° mit sich. Nur bei diesem Ostwind und zusätzlicher Ebbe besteht am Sandstrand Gefahr, in ein giftiges Petermännchen (peixe aranha menor) zu treten. (Wunde desinfizieren und über 45° C heiße Umschläge machen, um das Gift abzubauen!).

 

Der „Samum“, schon aus arabischen Zeiten so bekannt, ist ein heißer Wüsten-wind, der regelmäßig zwischen Anfang Juli und Mitte August das südliche Anda-lusien und den Algarve befällt und feinen, roten Staub hinterlässt. Und auch dies muss der Chronist in diesem Zusammenhang noch vermelden: Am 18. Dez. 1997 kam es für 15 Minuten mit Zentrum in Santa Luzia/Tavira zu einem hierzlande nie zuvor erlebten und auch völlig unvorhergesehenen Hagelschlag (queda de granizo). Die Schlossen mit einem Gewicht bis zu 100g verursachten große Sach- und vereinzelt auch Personenschäden.

Wasserknappheit. Der algarvische Küstenstreifen ist mit 3.000 Sonnenstunden im Jahr europäischer Spitzenreiter, was schönes Wetter anbetrifft. Zwei Klima-zonen entsprechen in etwa dem südkalifornischen Klima:

 

§ Die eine Zone betrifft den Barrocal-Streifen mit nur gelegentlichen ozeanischen Einflüssen, milden Wintern, nasse Kälte an einigen Tagen, schnell wieder austrocknend; ideal für Zitrusfrüchte und Liliengewächse.
§ Die andere Zone betrifft den küstennäheren Litoral-Streifen; vor allem im Westen können sich Extreme, auch gelegentliche Seenebel und austrocknende Landwinde bei Backofentemperaturen abwechseln; es gedeihen typischerweise Avocados, Geranien und Oleander. 

 

Für die Algarvíos allerdings ist dieses Klima, auch  in seinen neuerdings überall feststellbaren Ver­änderungen,  nicht so günstig. Im Algarve gab es früher mehr Wasser als heute. Die jährlichen Regenperioden (ab Ende Oktober bis ins frühe Frühjahr hinein) fielen früher verlässli­cher und üppiger aus. Da gleichzeitig der Wasser­bedarf durch intensivere Formen der Landwirtschaft, durch Beregnung der Golfplätze und durch die Befüllung der Schwimmbäder der Hotels und der vielen Villenbesitzer enorm gestiegen ist, sind die traditio­nellen Schöpfbrun-nen durch gesunke­nen Grundwasserspiegel unbrauchbar ge­worden und die neu gebohrten Brun­nen werden schon bis in Tiefen von 200 m getrieben. Das ist im­mer eine teure Angelegenheit, die auch ökologisch wenig sinnvoll ist. Die Energie für die Pumpen erzeugen ärmere Bauern  teilweise noch aus lär­menden und stinkenden Dieselaggregaten. Besser situierte Leute  entnehmen ihn dem Stromnetz, in das französischer Atomstrom eingespeist wird. Am schlimmsten aber ist, dass für die genannten Zwecke wertvollstes Trinkwasser verschwendet wird, das tausende von Jahren gebraucht hat, um sich unterirdisch in absoluter Reinheit zu sammeln und in dieser Güte wohl nicht mehr zu haben sein wird. Eigentlich soll­ten alle bestehenden Brunnen bis Mitte 1994 beim regionalen Umweltamt gemeldet sein, um die Verbraucher überhaupt zur Kasse bitten und damit den Verbrauch einzuschrän­ken zu können... 

 

Das portugiesische Institut für Meteorologie geht inzwischen von charakteris-tischen Klimaveränderungen aus: Kürzere Winter und trockenere Frühlings-zeiten – vordergründig gut für die (Golf-)Urlauber, in jedem Fall schlecht für die algarvischen Bauern, denen die Brunnen noch mehr versiegen und die vom teuren, aus der Ferne hergeleiteten Oberflächenwasser abhängig werden. Seit 1999 erfährt fast der gesamte Algarve Erleichterung, indem Fernleitungen von den Stauseen der Serra im Osten (Odeleite und Beliche) und auch vom Westen (Bravura, Funcho, Arade) ihn mit hochwertigem, weichem Oberflächenwasser versorgen. Die Wasserpreise sind entsprechend gestiegen. Die Wasservorräte in den riesigen Rückhaltebecken scheinen den Sommerdürren und dem saisonal bedingt erhöhten Verbrauch gerade so standzuhalten. Dennoch verlangt die industrielle Landwirtschaft nach mehr (Stausee von Oudeloça, bis 2004), um - ungeachtet bestehender Marktsättigung - Felder beregnen zu können. Sogar ein Regional-Krimi wurde inzwischen geschrieben, in dem die Täter aus einem Stausee Wasser abpumpen, es als Trinkwasser in Plastik abfüllen und sich eine goldene Nase verdienen...[i]

Erosion und Waldbrände

Am Algarve sind insbesondere die höheren Lagen (Monchique und Serra Cal­deirão bei Barranco do Velho) von irreversiblen Bodenabtragungen durch Re­gen und Wind betroffen. Insbesondere im Sotavento kommt es darauf an, land- und forstwirtschaftliche Programme zu entwickeln, die die reale Bodenabtra­gung vermin­dern. Die Universität des Algarve in Faro hat dazu Forschungen angestellt; in der Quinta Marim/Olhão kann man sich darüber noch besser kundig machen. Wer heute durchs Hinterland fährt, kann durchaus feststellen, dass die massenhaften Aufforstungen mit Pinien auf kargem Boden – ohne Bewässerung, nur mit Setzlingen in Hülsen, die mit Tautropfen auskommen – relativ gut angegangen sind.

 

Jeden Sommer sind auch am Algarve Schäden durch riesige Wald­brände zu beklagen. Betroffen sind in erster Linie Eukalyptus-, Korkeichen- und Pinienwälder zusammen mit der Buschwildnis (mato). Von krimineller Brand­stiftung oder psychopathischer Pyromanie einmal abgesehen[1], können Waldbrände auch unabsichtlich entstehen. Die Gründe da­für muss man kennen, um sich vorsehen zu können: Anlegen of­fener Feuer, die unkon­trollierbar werden; schlecht gelöschte Feuer; achtlos weggeworfene Zigarettenkippen; noch glühende Feuerwerkskörper; Glasscher­ben usw. Man möchte es nicht glauben, was alles unter bestimmten Bedingun­gen Feuer auslösen kann. Reduzierte Luft­feuchtigkeit, regenlose Perioden und starker Wind sind solche Bedingungen. Weil die Schäden durch Wald­brände - auch für das Ökosystem - unermesslich sind, gehen verschiedenste Institutionen in Portugal forschend und präventiv schützend das Problem an. Dazu gehören die Brandschneisen auf den Bergrücken (8-10 m) und an steilen Flanken (25-50 m), das Abgrasen durch Ziegen- und Schafherden, die Anpflanzung von Mischwäl­dern und der Ersatz von Eukalyptus und harzreichen Bäumen durch Eichensor­ten.


[1] Eigentlich sollte man davon nicht absehen, da man in neueren Untersuchungen herausgefunden haben will, dass 90% aller portugiesischen Waldbrände aus pyromanischen Motiven gelegt wurden.


[i] Gil Ribeiro, Lost in Fuseta, Bd. 1