Im Algarve sein - auf dem Land

Unverhoffte Be-gegnung am Vas-cao, dem Grenz-fluss zum Alentejo. Diese Idylle aus Mensch - Tier - Natur kann nicht geplant und in kei-nem Reiseführer aufgefunden wer-den. Doch respekt-volle Ausflüge ins Landesinnere sind für Menschen, die im Algarve sein wollen, stets tief befriedigend.

 

Führer vermittelten insgesamt den Eindruck, Urlaubsreisende wollten nicht viel um sich herum wissen und verstehen und sie seien vergnügungsbedürftige Ego-isten. In diesem Buch nun wird dem Leser ein anderes Menschenbild und Be-dürfnisprofil unterstellt.

 

"Sol e mar" (Sonne und Meer) behalten im Algarve ihre hohe Bedeutung; nach dem durch EU-Bestimmungen geförderten Verkümmern der traditionellen Fischereiindustrie und dem Siechtum der Agrarwirtschaft sind Sonne und Meeresstrand das "Pfund", mit dem das Tourismusgewerbe jetzt auf Gedeih und Verderb "wuchern" muss. Doch wenn das alles wäre, würde es verwundern, warum so viele Reise- und Beherbergungsunternehmer immer mehr auf den Erlebnisfaktor setzen. Wollen Touristen vielleicht doch wieder - wenigstens ein bisschen - so bewusst wie Goethe und so sehend wie die Humboldt-Brüder reisen? Zu deren ganzheitlichem Erleben gehörten konsequenterweise die geographisch-klimatischen und die ökologischen Grundlagen des Menschen in seiner Geschichte, seiner gegenwärtigen Kultur-, Wirtschafts- und Lebensweise. Diese Seiten mögen in der Tradition meines vergriffenen Reisebuches dazu bei-tragen, dass die Betrachter nicht als bloss devisenbringende Touristen ausge-nommen werden, sondern dass sie wirkli­ches Gastrecht in einer europäisch randständigen Region verdienen und geniessen können.

 

Die Reisebücher über Italien von Kammerer und Krippendorff mit dem Untertitel "Über das Lesen von Landschaften und Städten"[1]  waren für den Verfasser seinerzeit eine Quelle tieferen Zugangs zu einigen ausgewählten Bereichen des überwältigenden Reise- und Kulturlandes Italien. An diese Tradition soll hier angeknüpft werden. Es soll dem "User" schwerpunktmäßig den östlichen Teil des Algarve so vorführen, dass er/sie Einsichten gewinnen und das Erleben vertiefen kann. Vollständigkeit als Kriterium war zwar immer eine Versuchung beim Aufbau dieser Seiten, aber nie zu verwirklichen - trotz thematischer Einschränkung. Selbst wer nur im Sotavento und im südöstlichen Alentejo seinen knapp bemessenen Urlaub verbringt, könnte auch nicht anders, als sich Schwerpunkte zu setzen. Dafür ist aber vieles aus überwiegend portugie-sischen Informationsquellen auf­gesogen worden, die sonst nur schwer zugäng-lich waren.

 

Es blieb auch jetzt im Ruhestand bei der Überarbeitung der Erstfassung nicht die Zeit, alles vor Ort selbst nochmals gründlich zu recherchieren. So bleibt dem Leser und Reisenden ein Rest von Unbestimmtheit und die Aufgabe, den Din-gen, die noch mehr interessieren, selbst auf den Grund zu gehen.

 

Diese Fassung für meine Internetseite erfuhr gewisse Bereicherungen bei der Schilderung der Naturverhältnisse und bei den Exkursionen, die nun, bei besserem Ausbau der Straßen weiter angelegt sein können und es wurde kon-sequent um den Teil gekappt, in dem Restaurants und Unterkünfte empfohlen werden. Solche Empfehlungen erweisen sich aus Erfahrung ohnehin für meist nur eine Saison haltbar. Der Müller-Verlag macht sich die Mühe, seine ein-schlägigen Reiseführer möglichst aktuell zu halten.



[1] Kammerer, P. und Krippendorff, E. Reisebuch Italien 1, Rotbuch, Berlin, 1981 und Kammerer, P. und Krippendorff, E. Reisebuch Italien 2, Rotbuch, Berlin, 1981