Die Umstellungen nach den Kriegshandlungen

Nach Beendigung der Kampfhandlungen, also ab 30. April konnten die Bauern gleich wieder an die Bestellung ihrer Felder gehen, da es einen Befehl der ameri­kanischen Besatzung gab, auf die Landbevölkerung besondere Rücksicht zu nehmen; man wollte offenbar verhindern, dass es zu Hungersnot und Arbeitslo­sigkeit käme.

 

Ein Bauer erzählte, wie er einmal auf seine Wiese hinausfuhr, um zwei Ladungen Grünfutter einzuholen. Bei der Heimfahrt sah er nicht, dass oben vom Berg her Lkws mit Besatzungssoldaten herunterkamen. Beide Lkws fuhren ihm aber geduldig hinterher. Erst als er bei seinem Haus ankam, konnten sie überholen. (1)

 

Zu widersprüchlichen Aussagen kam es über die Situation der polnischen und serbischen Kriegsgefangenen nach der Befreiung. Sie waren damals in fast allen Bauernhöfen zur Zwangsarbeit eingeteilt worden. Einerseits ist - wie am Beispiel Machelberg - bezeugt, dass es nach der Befreiung zu Übergriffen kam, anderer­seits wurde berichtet, dass sie sich geradezu als Fürsprecher ihrer ehemaligen Herrschaften gegenüber alliierten Soldaten verwendet haben (10)

 

Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 war für alle Deutschen der Höhenflug des "Tausendjährigen Reiches" ausgeträumt und wich einer großen Ernüchterung - ein schmerzhaftes Geschehen für alle, die sich zuvor mit Hitler und seiner Propa­ganda bedeutungsmäßig "aufgepumpt" hatten. Diese schmerzhaften Erkenntnis­se hätten der Beginn eines politischen Heilungsprozesses sein können...

 

Die Gemeinde zog Bilanz und man sah, wie der Tod eine Schneise durch die Reihe der eingezogenen Männer geschlagen hatte: Zwölf von ihnen waren "gefallen" und fünf weitere blieben vermisst.

 

Das Leben aber ging natürlich weiter, wenn auch in bescheidenerem Maßstab. Der Verkehr und die Kommunikation waren zusammengebrochen, die Energie­versorgung war gefährdet. Erst im Juli nahm die Post in Landsberg ihren Dienst probeweise wieder auf. Für Reisen brauchte man eine Erlaubnis der örtlichen Militärregierung. Die Reichsmark hatte keinen Wert mehr und so war es kein Wunder, dass der Schwarz- und Tauschhandel (Ware gegen Ware) blühte.

 

Nach Kriegsende wollte Dominikus Sedlmaier, das hatte er vorher schon ange­kündigt, nicht mehr Bürgermeister sein. Am Sonntagabend, den 16. August kam ein amerikanischer Offizier mit Begleitung zum Bauern Josef Vogt und bestimmte ihn ab 20. des Monats zum ersten Bürgermeister des Ortes. Dies geschah offenbar wieder auf Betreiben von Dr. Arnold und mit der Nötigung der Amerikaner, binnen zweier Tage einen Juden als Gemeindevorstand einzusetzen, wenn sich Herr Vogt weigerte und sich sonst niemand finden ließe. Am Sonntag, den 26. d.M. fand nach der Kirche eine "Gmoa" statt: Vogt gab vor versammelter Gemeinde seine Einsetzung als erster Bürgermeister bekannt und bat um die notwendige Unterstützung. Er dankte auch seinem Vorgänger mit Handschlag für die viele Ar­beit, die dieser während des Krieges geleistet hatte. Erst im Januar 1946 fanden die ersten Kommunalwahlen nach dem Krieg statt. Dabei wurde der bisher nur eingesetzte Bürgermeister Josef Vogt mit 95% der Stimmen zum Bürgermeister gewählt und für 27 Jahre immer wiedergewählt.

 

Im Herbst 1945 gab es ein großes Wohnungsproblem in Schwabhausen, da sich hier inzwischen 245 Flüchtlinge aufhielten, 25 Sudetendeutsche und 220 aus Ungarn (darunter auch Frau Sommer mit ihren 10 Töchtern). Ein weiteres Problem war, dass alle 14 Tage eine Schar Juden hereinkam, um Lebensmittel zu "organisieren". Da die Bauern aber den Behörden gegenüber abgabepflichtig waren, konn­ten sie nichts erübrigen. Durch des Bürgermeisters resolutes Auftreten und seine Vermittlungsversuche beim Landratsamt, bei der Polizei und der örtlichen Militärregierung kam es aber zu keinem nennenswerten Rauben, Plündern oder Wildern.

 

Bemerkenswerte Courage bewies die ''Aumüllerin''. Diese Bäuerin widersetzte sich als Einzige hartnäckig der Abgabepflicht und wurde dafür auch vorübergehend nach Buchloe gebracht und eingesperrt. Das Kontrollbüchlein des Milchkontrolleurs hatte sie einfach ins Feuer geworfen! Gegen so viel resolutes Auftreten waren die zuständigen Stellen seinerzeit anscheinend machtlos. Es wurde aber versichert dass sie nicht aus Gewinnsucht handelte, sondern ihre Produkte zu anständigen Preisen verkaufte. (10)